Die bdks Werkstatträte Robert Freund und Thomas Timmerbeil im Interview zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen.

Wie beurteilen Sie die Situation von Menschen mit Behinderungen heute?

Robert Freund: „Die Inklusion ist noch sehr weit entfernt. Die Angst vor der Nichteinhaltung der geltenden Regeln hält Firmen davon ab, Menschen mit Behinderung zu beschäftigen. Auch ohne Corona war es sehr schwer, eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu bekommen. Wer stellt schon gern Menschen mit Behinderung ein? Corona hat die Situation nicht besser gemacht!

Durch meine Arbeit auf Landes – und Bundesebene fällt mir immer wieder auf, dass die Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft noch nicht anerkannt sind.

Thomas Timmerbeil: „Was die Wertschätzung in der Gesellschaft angeht dies ist noch ausbaufähig. In den Köpfen der Menschen herrscht immer noch das Bild vor, Menschen mit Behinderung bauen den ganzen Tag Kugelschreiber zusammen in den Werkstätten, was natürlich Blödsinn ist. Auch die Anerkennung seitens der Politik lässt meiner Ansicht nach zu wünschen übrig.

Was bedeutet die Corona-Zeit für Menschen mit Behinderungen?

Robert Freund: „Corona hat auch bei den Menschen mit Behinderung einen großen Eindruck hinterlassen. Die Schließung der Werkstätten im Frühjahr war ein sehr großer Einschnitt. Die sozialen Kontakte haben von einem auf den anderen Tag aufgehört zu existieren. Schulungen, Weiterbildungen, Seminare, usw. finden nicht statt. Freunde hat man schon Monate nicht mehr gesehen.

Thomas Timmerbeil: Gerade in der Corona Zeit, in der die sozialen Kontakte von Menschen mit Behinderung gegen null gehen, sind die Werkstätten ein kleines Trostpflaster. Wenigstens hier können wir ein Mindestmaß an sozialen Kontakten genießen, unter Einhaltung der Corona Hygiene Bestimmungen.

Gerade in Corona Zeiten müsste es mehr öffentliche Anerkennung geben. Trotz Corona nehmen viele Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung es in Kauf, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, um zur Arbeit zu kommen bzw. sie nehmen es auf sich, überhaupt zur Arbeit zu fahren, was sie auch gerne machen. Dafür finde ich, sollten die Menschen mit Behinderung und psychischer Erkrankung mehr gewürdigt werden. Auch wir Werkstatträte wünschen uns für uns und auch für unsere Beschäftigten mehr Anerkennung in der Gesellschaft und der Politik. So wie wir sie in der bdks genießen.“

Wie fühlen Sie sich persönlich anerkannt, in Ihrer Arbeit und in der Gesellschaft?

Robert Freund: „Ich persönlich finde in der bdks eine große Anerkennung. Die Menschen mit Behinderung erfahren in der bdks eine große Wertschätzung. Gerade wir vom Gesamt-Werkstattrat wurden z.B. bei Corona – Entscheidungen voll mit einbezogen. Auch sonst sind wir bei den Entscheidungen dabei.

Thomas Timmerbeil: „Was unsere Mitwirkung in unseren Unternehmen bdks betrifft, muss ich Herr Freund Recht geben. Wir werden oft mitgenommen, man nimmt unsere Meinung ernst und verhält sich uns gegenüber anerkennend.“