Ihre Produkte sind regional, sozial und nachhaltig: Ewa Küster und Silvia Skura, Kolleginnen in der Schneiderei. Im Hintergrund ist ihre Kollegin Martina Wiegand zu sehen. Foto: Stefan Schulz

Wer beruflich mit Menschen mit Behinderung zu tun hat, kann sich glücklich schätzen. In den Baunataler Werkstätten gibt es viele eindrucksvolle Beispiele, wie Silvia oder Ewa. Stoffe haben es ihr angetan: Silvia Skura spürte bereits in der Schule, dass sie beruflich etwas mit Textilien machen wollte. Und es ist ihr tatsächlich gelungen: Seit 35 Jahren schneidert sie Produkte in den Baunataler Werkstätten. Vom Eierwärmer über Trockentücher bis zum Herrenkittel lief so mancher Stoff durch ihre Nähmaschine. Und noch immer liebt sie ihren Job in der Schneiderei: „Ich freue mich, dass ich etwas tun kann“, sagt die 52-Jährige.

„Aber es darf nicht zu viel auf einmal sein“, merkt Andrea Burkhart-Mörk an. Die Schneidermeisterin leitet die Werkstatt. Neben ihrer Aufgabe, für gute Qualität zu sorgen, begleitet sie 17 Menschen mit Behinderung, die neben Silvia am Schneidetisch und an den Nähmaschinen arbeiten. „Es ist wichtig, dass wir möglichst individuell auf die einzelnen Fähigkeiten eingehen und dafür sorgen, dass wir weder zu wenig fordern, noch zu viel erwarten“. So dürfen bei Silvia maximal drei unfertige Nähteile liegen, sonst klappt es einfach nicht. Wovon sie allerdings nicht genug bekommt, sind Geburtstagsdaten. Von allen wichtigen Schlagerstars kennt sie den Tag, an dem er oder sie geboren ist. Helene Fischer? 5.8.1984. Michael Schanze? 15.1.1947. Ein Fall für „Wetten, dass“!

Ewa Küster hat keine geistige Einschränkung wie ihre Kollegin Silvia Skura. Sie ist gehörlos. Seit zweieinhalb Jahren ist die gebürtige Polin in den Baunataler Werkstätten angestellt. Zunächst in der Reinigungsfirma bdks integra, seit zwei Jahren ist sie glücklich, in ihrem Beruf als Schneiderin zu arbeiten. „Die vielen unterschiedlichen Tätigkeiten machen mir viel Spaß, ich fühle mich hier sehr wohl“, erklärt die 55-Jährige mit ihren Händen. Die Dolmetscherin Annalena Michalak übersetzt heute für uns. „Anfangs musste häufiger jemand übersetzen, mittlerweile können wir uns gut verständigen“, erklärt Andrea Burkhart-Mörk. So haben die kreativen Frauen sogar einige Gebärden erfunden, wie drei Finger für die Kettelmaschine. „Das ist auch viel einfacher und ersetzt viele Worte“, sagt die Leiterin der Schneiderei. Mit ihrer Fröhlichkeit schafft Ewa zudem eine wunderbare, motivierende Atmosphäre, ganz ohne Worte.