Videoandacht zum Karfreitag am 10. April 2020 mit Pfarrerin Brigitte Engelhardt-Lenz, Leiterin des Diakonischen Dienstes der bdks – Baunataler Diakonie Kassel aus dem Foyer der Baunataler Werkstätten.

Musikalische Begleitung: Georg Daher

Produziert von der Unternehmenskommunikation der bdks – Baunataler Diakonie Kassel

 

Die Videoandacht finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=vHgTb9-895g

 

Predigt von Pfarrerin Brigitte Engelhardt-Lenz zu Karfreitag, 10.4.2020

(gehalten und aufgenommen am 7. April 2020 in der WfbM Baunatal)

Der Friede Gottes sei mit euch allen. Amen.

Herzlich willkommen zu dieser Andacht.

Ich stehe hier im Foyer der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Baunatal.

Normalerweise feiern wir hier mit vielen Menschen gemeinsam unsere Andachten. Leider ist das zurzeit nicht möglich. Die Corona-Krise lässt es nicht zu.

Deshalb wende ich mich heute per Video an Sie.

Ich freue mich, dass Sie dabei sind!

Zuhause, dort, wo Sie leben.

Oder in der Hausgemeinschaft.

In Hofgeismar, in Kassel, hier in Baunatal oder anderswo.

 

Mögen wir alle erfahren dürfen, dass Gott da ist.

Gott ist gegenwärtig – dort wo ich ganz allein vor Gott stehe.

Gott ist gegenwärtig – dort, wo wir zu zweit oder in der Hausgemeinschaft versammelt sind.

Gott ist gegenwärtig.

 

Heute ist ein besonderer Tag.

Karfreitag.

Keine brennenden Kerzen auf dem Altar.

Deshalb lösche ich jetzt die Lichter.

 

Wir blicken auf das Kreuz.

Es erinnert uns an Jesus.

Jesus ist an einem Kreuz gestorben.

Deshalb steht es für den Tod.

 

Wir schauen auf das Kreuz und hören gemeinsam Gitarrenmusik.

 

Liebe Schwestern und Brüder,

 

das Kreuz.

Es besteht aus zwei Teilen:

Ein Balken, der von unten nach oben führt.

Er zeigt die Verbindung zwischen der Erde und dem Himmel.

Zwischen den Menschen und Gott.

Zwischen mir und Gott.

 

Der andere Balken geht von einer Seite zur anderen Seite.

Er zeigt die Verbindung zu anderen Menschen.

Ja, wir leben mit anderen Menschen zusammen in einem Haus.

In unserem Dorf. In unserer Stadt. Auf dieser Erde.

Aufgrund der aktuellen Situation ist das im Moment nicht mehr so gut spürbar und erfahrbar. Gleichzeitig wissen wir: In einem anderen Haus, in einer anderen Wohnung sind auch Menschen, die gerade allein sind. Wir denken aneinander. Wir beten füreinander.

 

Das Kreuz.

Es besteht aus zwei Teilen.

Jesus stirbt am Kreuz.

Er selbst zeigt uns den Weg zu Gott, weil er zu Gott betet.

Er schaut auf zum Himmel. Denn er weiß, dass Gott auch in dieser seiner tiefsten Not bei ihm ist. Und ihn hört. Auch gerade jetzt, wo er sich so allein gelassen fühlt.

Er schaut auf zum Himmel und betet.

 

Jesus stirbt am Kreuz.

Er selbst zeigt uns den Weg zum Nächsten, denn am Kreuz wendet er sich an die, die bei ihm sind.

Seine Sorge gilt auch in dieser seiner Todesstunde den Menschen um ihn herum.

Jesus sieht sie an. Er sieht sie mit Liebe an.

Er wendet sich ihnen zu:

Er hört sich noch einmal ihre Sorgen an. Er spricht. Er zeigt auf die anderen: ‚Haltet zusammen.‘, sagt er. ‚Unterstützt einander.‘ ‚Seid füreinander da.‘

 

 

Liebe Schwestern und Brüder,

 

wenn wir heute am Karfreitag das Kreuz betrachten,

dann wünsche ich uns allen:

 

Den Blick nach oben – zum Himmel – zu Gott.

Gott ist da. Ich kann zu ihm sprechen, beten, rufen, schreien …

in der Traurigkeit, im Alleinsein, im Schmerz und in der Trauer.

Es tut gut zu wissen: Gott ist da. Er hört uns. So wie er damals Jesus gehört hat.

 

Und das andere wünsche ich uns auch: Den Blick zu den anderen hin.

Und gleichzeitig auch die Erfahrung, dass wir von anderen gesehen werden. So wie Jesus uns sieht.

Nur miteinander und mit der Kraft von oben kann es uns gelingen füreinander da zu sein – gerade jetzt in dieser besonderen Zeit.

 

Heute Nachmittag werden um 15 Uhr die Glocken läuten.

Es ist die Todesstunde Jesu.

Wenn Sie heute Nachmittag die Kirchenglocken in ihrem Ort hören,

dann seien Sie daran erinnert, dass Jesus am Kreuz

sterbend – zu Gott gebetet hat und für die Menschen gesorgt hat, die bei ihm waren.

 

Das Glockengeläut sagt uns dann das, was für Jesus Gewissheit war:

Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.

 

Jesus sagt:

Ich bin da.

Ich bin bei dir.

Ich halte dich.

 

Amen.